ProA: Titans Kaderplanung

Der zweite Teil unseres Interviews mit Coach Fabo Strauß, Daniel Kirchner, und unserem Geschäftsführer Rico Gottwald.

 

Fabian Strauß, Headcoach

 

Ihr habt 7 Spieler aus der Aufstiegsmannschaft gehalten und mit in die ProA genommen. Würdest du sagen das eure Kaderplanung der vergangenen Jahre aufgegangen ist und ihr nun davon profitiert?

 

Fabian Strauß : Wir haben in gewisser weiße im Sommer vor der Aufstiegssaison angefangen uns für einen ProA-Aufstieg auszurichten. Damals haben wir einen Spieler mit starker Wurfquote gesucht, der aber gleichzeitig ProA Erfahrung mitbringt und uns mit dieser bereichern konnte. Am Ende fiel unsere Entscheidung auf Grant, welcher uns seitdem genau das gegeben hat. Mit Tanner war es ähnlich. Im selben Sommer haben wir im Verlauf der Vorbereitung nochmal nach qualitativer Verstärkung auf der großen Position gesucht und einen Spieler mit Reboundstärke aber gleichzeitig auch dem passenden Offensiv-Repertoire für unseren Spielstil verpflichten können. Das wir dann wirklich den bestehenden Stamm der Mannschaft auch in der ProA halten wollen kristallisierte sich im Aufstiegsjahr heraus. Wir haben uns aufgrund der bestehenden Chemie zwischen den Jungs und ihrer Identifikation mit unserer Spielidee dafür entschieden.

 

 

Mit Chase und Lucien wurden erfahrene Neuzugänge geholt – Wie wichtig war dieser Faktor bei eurer Entscheidung für diese Spieler?

 

Fabian Strauß : Besonders bei der Personalie Chase haben wir jemanden gesucht der erfahren ist, die Liga kennt und in wichtigen Momenten übernehmen kann. Aufgrund des letzten Jahres, indem Chase aus familiären Gründen gar nicht gespielt hat, gab es sicherlich auch Fragezeichen bezüglich seiner Spielfitness. Nach den letzten Monaten kann man aber festhalten, dass er eine wahnsinnige Bereicherung für uns war. Spielerisch wie menschlich!

Bei Lucien war es so, dass wir einen weiteren Shooter gesucht haben, der auch mal ins Dribbling gehen kann und am Korb finishen kann. Seine ProA Erfahrung war neben den spielerischen Qualitäten aber natürlich ein weiterer positiver Faktor.

 

 

Veränderungen standen nicht nur im Spielerkader, sondern auch im Staff an. Was ist dir bei der Zusammenstellung deines Staffs besonders wichtig?

 

Fabian Strauß : Im vergangenen Sommer ging es vorrangig darum, die offenen Positionen mit Qualität zu besetzen. Es war wichtig das wir die anfallende Arbeit auf mehrere Schultern verteilen können. Im Athletikbereich war es eine glückliche Gelegenheit, dass Steven erst vor kurzer Zeit nach Dresden gezogen ist und wir uns damit in diesem Bereich weiterentwickeln konnten. Er hat eine Idee und einen Fokus miteingebracht, der sich positiv auf die Jungs auswirkt. Bei der Suche nach einem Assistenztrainer waren unterschiedlichste Faktoren von großer Bedeutung. Idealerweise habe ich jemanden gesucht, der bereits Zweitliga-Erfahrung hatte, seine eigenen Ideen einbringt und mir auch immer wieder Feedback gibt. Mit Alberto haben wir jemanden gefunden, der dieses Anforderungsprofil perfekt ausfüllt. Ich bin unglaublich zufrieden mit ihm und hätte mir keinen besseren Assistenztrainer für das erste ProA Jahr vorstellen können.

 

 

 

Daniel Kirchner, Spieler

 

Im vergangenen Sommer habt ihr einige neue Spieler hinzugewonnen. Wie versucht ihr ihnen das Ankommen als Mannschaft zu erleichtern?

 

Daniel Kirchner : Unser Team hat in den letzten Jahren immer wieder die gute Teamchemie ausgemacht. Wir haben auch diese Saison früh versucht gemeinsame Abende zu verbringen und uns besser kennenzulernen. Auf dem Court braucht es dann natürlich immer ein wenig Zeit, bis man versteht, wie jeder individuell agiert und was ihm liegt. Da war es diesen Sommer hilfreich, dass es für alle um Minuten ging, Das gegenseitige challengen hat uns glaube ich geholfen, diesen Kennlernprozess zu beschleunigen.

 

 

Du bist jetzt bereits seit 2018 in Dresden, siehst du dich mittlerweile in einer Führungsrolle?

 

Daniel Kirchner : Das ist durchaus ein Bereich, in dem ich selbst noch Potenzial sehe. Im Spiel bin ich glaube ich kein Lautsprecher. Ich versuche aber stetig Fortschritte zu machen und auch immer öfter in schwierigen Phasen auf meine Teamkollegen zuzugehen.

 

 

Rico Gottwald, Geschäftsführer

 

Aus der vergangenen ProB-Saison habt ihr sieben Spieler übernommen. War es Teil einer langfristigen Planung einen solchen Mannschaftsstamm aufzubauen?

 

Rico Gottwald : Es war immer so ein bisschen Philosophie von Fabo (Fabian Strauß) und mir, einen gewissen Stamm der Mannschaft von Jahr zu Jahr zu behalten. Meiner Meinung nach hat das auch über die vergangenen vier Saisons gut funktioniert. Es war in den vergangenen Jahren jedoch nicht die erste Priorität Spieler zu verpflichten die auch in der ProA performen könnten. Wir sind eben nicht mit der Erwartung ran gegangen in den nächsten zwei Jahren den Aufstieg zu packen. Das es jetzt so funktioniert hat war aber natürlich auch kein Zufallsprodukt. Wir wollten auf viele junge deutsche Spieler setzen und deren Leistungssport-Karriere mit einem akademischen Abschluss oder einer Ausbildung verknüpfen. So war ein langfristiger Weg für die Jungs quasi skizziert.

Ein gutes Beispiel dafür ist Georg Voigtmann. Klar wussten wir, dass er zu gut für die ProB war. Er hat sich aber bewusst für Dresden entschieden, da er hier Leistungssport und sein Studium gut unter einen Hut bringen konnte.

Wenn man mehrere solche Spieler hat, entsteht natürlich eine super Truppe, welche sich mit Verein und Stadt identifiziert. Dazu kommt, dass die Jungs den Trainer genau kennen. Das war auch ein Grund, warum wir an Fabo festgehalten haben. Dazu kommt natürlich, dass er ein Trainertalent in Deutschland ist und nicht zu Unrecht Begehrlichkeiten von anderen Clubs weckt.

 

 

Wie läuft eigentlich ein Spielerwechsel ab?

 

Rico Gottwald : Der Trainer hat natürlich eine Vorstellung davon, was für einen Typ Spieler er verpflichten will. Dann beginnt man sein Netzwerk abzufragen. Fabo hat viele Kontakte zu Spielern, ich war auch einige Jahre Trainer, in denen ich Kontakte zu Spielern und Agenten knüpfen konnte. Zusätzlich gibt es Videoplattformen, bei denen man sich Szenen von den Spielern ansehen kann. Wenn wir uns dann für einen Spieler interessieren müssen wir die Finanzschablone auflegen und schauen, ob es zu realisieren ist.

 

 

Welche Hürden kann es für einen erfolgreichen Transfer geben?

 

Rico Gottwald : Bei Transfers hat man natürlich auch immer mal einen Schuss dabei der nicht sitzt. Das muss nicht am Unvermögen oder der sportlichen Kompetenz des Spielers liegen. Schließlich ist das keine Maschine, welche überall gleich funktioniert. Ganz im Gegenteil. Damit ein Sportler seine Bestleistungen abrufen kann müssen viele Komponenten stimmen. Stadt, Umfeld und all solche Sachen spielen dort mit rein. Dazu muss auch das zwischenmenschliche stimmen. Der potenziell neue Spieler muss sich gut mit den Trainern und Spielern verstehen. Bei unserem eingeschworenen Mannschaftsstamm könnte es für einen eher introvertierten Typ schwer sein Anschluss zu finden. Deswegen suchen wir auch speziell nach etwas charakterstärkeren Jungs, denen das eventuell leichter fällt. Aber natürlich versuchen die Männer, Neuankömmlinge gut aufzunehmen sowie ihnen den Einstieg leicht zu machen. Wir organisieren dann auch immer mal Teamevents, bei denen die Männer sich mal gemeinsam Basketballspiele einer anderen Mannschaft ansehen.

 

 

Ist eine intensive Vorarbeit, im Hinblick auf die Verpflichtung von neuen Spielern, das Geheimrezept auch mit geringem Budget Erfolg zu haben?

 

Rico Gottwald : Ja und Nein. Klar müssen wir aus unseren Möglichkeiten versuchen das Optimum rauszuholen. Dadurch trägt dieser akribische Blick sicher zum Erfolg bei. Jedoch ist Geld in dem Moment nicht alles. Klar können andere Clubs mit höherem Etat einem Spieler mehr Gehalt zahlen. Aber ob sich der Athlet dann dort auch wirklich wohlfühlt, ist die andere Sache. Eine große Rolle spielt auch das Wohnumfeld. Unseren Spielerwohnungen haben wir in den letzten Jahren eine Frischzellenkur verpasst. Das Augenmerk lag dabei auf der Frage: „Würde ich mich hier selbst wohlfühlen?“. Natürlich tragen auch noch andere Dinge dazu bei. Aber ich denke, die Wohnsituation ist ein gutes Beispiel. Es können Kleinigkeiten sein, die dazu beitragen, dass sich Spieler bei uns wohlfühlen.